Herzlich Willkommen auf dem OKI-Portal – OKI: Ostkirchliche Informationen – des Konvents der ehemaligen evangelischen Ostkirchen.

Wir möchten allen, die diesen Newsletter zum ersten Mal lesen, den unten folgenden Beitrag von Martin Herche empfehlen, der veranschaulicht, wer wir sind und warum wir seit über 70 Jahren Kontakte der ökumenischen Zusammenarbeit nach Mittel- und Osteuropa pflegen. 

Im Jahr 2023 hat es einen Wechsel in der Redaktion gegeben. Frau Malwine Maser, unsere langjährige verdienstvolle Redakteurin hat sich verabschiedet. Wir haben sie in der Mitgliederversammlung des Konvents der ehemaligen evangelischen Ostkirchen e.V. im April 2023 für ihre langjährige Arbeit gewürdigt. Aus diesem Anlass verlas sie einen Vortrag ihres Mannes Prof. Peter Maser, der die Geschichte des Ostkirchlichen Instituts in Münster (1957-2008) noch einmal Revue passieren lässt. Sie können in der Ausgabe 2-2023 einen Auszug nachlesen und auf Wunsch das Manuskript erhalten.

Seitdem haben wir – Annemarie Franke gemeinsam mit Justus Werdin und Martin Herche – die Redaktionsarbeit übernommen.

Wir wollen die Ostkirchlichen Informationen (OKI) als bewährtes Informationsmedium fortführen. Dabei sollen sie zukünftig noch stärker ein Forum für Personen und Institutionen werden, die im kirchlichen Kontext Kontakte und Partnerschaften nach Mittel- und Osteuropa pflegen. Wie bisher sollen jährlich vier Ausgaben, jeweils zum Quartalsende erscheinen und wir laden unsere Leserinnen und Leser in Deutschland und in unseren Partnerkirchen und -gruppen ausdrücklich zur Mitwirkung und Mitgestaltung ein.

Es ist uns wichtig, im „Konzert der Ökumene“ die Stimmen und Perspektiven der West-Ost-Partnerschaften noch hörbarer zu machen. Auch aus der Erfahrung unserer Hilfskomitees und Gemeinschaften wissen wir, wie wichtig das gerade in Zeiten des gegenwärtigen russischen Angriffskrieges in der Ukraine und immer neuer Flucht- und Vertreibungsgeschehnisse ist.


Der Konvent der ehemaligen evangelischen Ostkirchen e.V. 
Vorstellung der Geschichte und Gedanken zur Zukunft unserer Arbeit

Martin Herche, Generalsuperintendent i.R.
Vorsitzender des Konvents der ehemaligen evangelischen Ostkirchen e.V.

Als nach dem Zweiten Weltkrieg Millionen Vertriebene aus dem deutschen Osten und den deutschen Siedlungsgebieten mit dem doppelten Verlust all ihres materiellen Besitzes wie auch ihrer angestammten Heimat sich im „Westen“ neu beheimaten mussten, standen sie vor der doppelten Frage, wie sie ihre Identität bewahren und was sie selber für ihre Integration in der neuen, fremden Umgebung – auch in Blick auf ihre kirchliche und glaubensmäßige Herkunft und Prägung – tun konnten. Nachdem die Evangelische Kirche in Deutschland bereits 1946 einen „Ausschuß der verdrängten Ostkirchen / Ostkirchenausschuß“ berufen hatte, dem das Recht und die Aufgabe übertragen wurde, die Anliegen dieser Kirchen innerhalb der EKD zu vertreten, nahmen die vertriebenen Evangelischen diese Aufgabe auch in ihre eigenen Hände und bildeten nach ihren Herkunftsregionen im östlichen Europa „Hilfskomitees“. Diese gründeten im Jahr 1950 den „Konvent der zerstreuten ev. Ostkirchen“ als eigene Vertretung, die mit dem „Ostkirchenausschuß“, aber eng zusammenarbeitete.

Hans-Henning Neß, langjähriges Vorstandsmitglied im Konvent berichtete anlässlich der 70-Jahrfeier der Gemeinschaft evangelischer Schlesier: „Die Arbeit des Konvents vollzog sich in jährlichen Tagungen, teils im Kreis der Delegierten der Hilfskomitees, teils erweitert durch Vertreter der Exilkirchen in Deutschland, der politischen und kulturellen Öffentlichkeit sowie unter Beteiligung von EKD und Landeskirchen. Die Bildung von Landeskonventen innerhalb fast aller Landeskirchen förderte die regionale Arbeit der Hilfskomitees.“[1]

In einem Rück- und Ausblick hatte der Konvent selber im Jahr 2008 formuliert:

                (1.) „Wir haben beigetragen zur kirchlichen, seelischen und geistigen Beheimatung vieler durch Flucht und Vertreibung bis ins hohe Alter belasteter und traumatisierter Menschen. Gottesdienste, Begegnungen und persönliche Seelsorge haben der Stärkung des Glaubens gedient. Die Bindung an die Evangelische Kirche, die in den Heimatgebieten über Generationen hinweg lebendig war, konnte von vielen bewahrt werden. Das wirkte auch in die aufnehmenden Gemeinden hinein.“

                (2.) „Wir haben beigetragen zum Bau von Brücken der Verständigung und Versöhnung zu den jetzt in unseren früheren Heimatgebieten Lebenden. Durch Begegnungen und praktisch-diakonische Pionierarbeit seit Anfang der 1970er Jahren konnten Verbindungen geknüpft und Vertrauen aufgebaut werden. Dies bleibt eine Verpflichtung für die Zukunft.“

                (3.) „Wir haben dazu beigetragen, den Segen zu bewahren, der auf der kirchlichen, diakonischen, wissenschaftlichen und kulturellen Arbeit unserer Vorfahren in den Herkunftsgebieten im Osten durch Jahrhunderte gelegen hat und von ihr ausgegangen ist.“[2] 

Dem Konvent, der eng mit der Arbeitsgemeinschaft der katholischen Verbände Mittel- und Osteuropas (AKVMOE) zusammenarbeitet, gehören gegenwärtig 12 Mitgliedsorganisationen an, die in der Regel jährlich zu einer Mitgliederversammlung und Tagung zusammenkommen:

  • Bessarabiendeutscher Verein e.V.
  • Deutsch-Baltischer Kirchlicher Dienst e.V.
  • Die Galiziendeutschen – Geschichte und Erinnerungskultur e.V.
  • Gemeinschaft evangelischer Ostpreussen e.V. (GeO)
  • Gemeinschaft Evangelischer Posener e.V.
  • Gemeinschaft evangelischer Schlesier (Hilfskomitee) e.V.
  • Gemeinschaft evangelischer Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben im DW der EKD (Hilfskomitee) e.V.
  • Hilfskomitee der evangelisch-lutherischen Deutschen aus Polen e. V.
  • Hilfskomitee für die Evang.-Luth. Slowakeideutschen
  • Johannes-Mathesius-Gesellschaft Evangelische Sudetendeutsche e.V.
  • Kirchliche Gemeinschaft der Evangelisch-Lutherischen Brüdergemeinden e.V. (Ev. Luth. Deutsche aus Russland)
  • Konvent Ev. Gemeinden aus Pommern e. V.

Infolge der grundlegenden Veränderungen in Europa nach 1989 hat die EKD eine „Konferenz für Mittel-und Osteuropa (EKMOE)“ eingerichtet, der alle in Mittel- und Osteuropa aktiven Landeskirchen, Diakonischen Werke und kirchlichen Institutionen angehören. Der Konvent und darüber hinaus einige seiner Mitgliedsorganisationen wirken in der EKMOE mit. Der seit 1949 bestehende „Ostkirchenausschuss“ wurde aufgelöst. Zuständig für den Konvent im Kirchenamt der EKD wurde das Referat Mittel-, Ost- und Südosteuropa, das für den Konvent auch grundlegende Aufgaben der Geschäftsführung wahrnimmt.

Der Konvent engagiert sich im Trägerkreis „Hoffnung für Osteuropa“ und ist wie schon bei vielen Kirchentagen auch 2023 in Nürnberg mit einem Stand auf dem „Markt der Möglichkeiten“ vertreten. Eine wichtige Gemeinschaftsaufgabe ist die Herausgabe des digitalen Pressedienstes OKI (Ostkirchliche Informationen), der viermal jährlich die wichtigsten Nachrichten aus allen Hilfskomitees und Informationen aus den Kirchen im östlichen Europa enthält und sich zukünftig noch stärker zu einem Forum unter Partnern in Mittel- und Osteuropa entwickeln soll.

Die Hilfskomitees und Gemeinschaften gehörten in der „alten“ Bundesrepublik mit ihren vielfältigen Kontakten in Mittel- und Osteuropa und durch ihre Beschäftigung mit den politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen dort zu den Pionieren eines europäischen Miteinanders, zu dem auch die mittel- und osteuropäischen Kirchen und Länder gehören.  Viele Frauen und Männer in den Mitgliedsorganisationen des Konvents sind inzwischen seit Jahrzehnten in der Partnerschaftsarbeit mit Kirchengemeinden, diakonischen Einrichtungen, Vereinen und Kommunen in Mittel- und Osteuropa engagiert. Hier zeigt sich eine immer stärker werdende Akzentverschiebung im Selbstverständnis: Neben der Erinnerungsarbeit haben Begegnungen mit Menschen in den Herkunftsgebieten an Bedeutung gewonnen. Dabei haben sich inzwischen aus Patenschaften lebendige Partnerschaften entwickelt. Gerade angesichts des Angriffskrieges auf die Ukraine und seinen Folgen zeigt sich, wie wichtig die gewachsenen persönlichen Kontakte und Ortskenntnisse und Einfühlungsvermögen in konkrete Situationen sind. So konnte von der ersten Stunde an humanitäre Hilfe vor Ort geleistet werden und die Mitglieder des Konvents erweisen sich im besten Sinne als Brückenbauer in Europa. Es wird sich zeigen, ob eine nächste Generation in diesem Sinne den Staffelstab aufnimmt.

Dabei stimmt es hoffnungsvoll, dass über Projekte in den Herkunftsländern und durch Begegnungen mit Menschen in Mittel- und Osteuropa das Interesse jüngerer Menschen für die Arbeit der Hilfskomitees und Gemeinschaften im Konvent zu wachsen scheint.


[1] Schlesischer Gottesfreund Nr. 7/8 2021, Seite 122 f.

[2] „Sechzig Jahre Hilfskomitees in der evangelischen Kirche. Rückblick und Ausblick“ (Verlautbarung des Konvents der ehemaligen ev. Ostkirchen aus dem Jahr 2008)