Predigt zum Ostersonntag

In der Partnerschaft der Ev. Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) zu den beiden Propsteien der ELKER (Ev.-Lutherische Kirche im Europäischen Russland) an der Mittleren und Unteren Wolga hat sich im „Wolga-Beirat“ des Berliner Missionswerk ein Kreis von Pfarrer:innen bereit gefunden, um von nun an regelmäßig mit übersandten Predigten bei den Gottesdiensten dort auszuhelfen.
Hier nun die Predigt von Justus Werdin.

Predigttext: 1. Sam. 2, 1-8a, Der Lobgesang der Hanna

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen! „Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden! Halleluja!“

Liebe Schwestern und Brüder in unseren Partnergemeinden, 

so klingt der Ruf über alle menschlichen Grenzen hinweg! Die Botschaft von der Auferstehung unseres Herrn und Heilandes ist stärker als alles, was Verstand und Vernunft zu leisten in der Lage sind! Es ist stärker! Das Wort des lebendigen Gottes ruft ins Leben! Es ist seit alters her für uns immer wieder neu zu hören und ihm zu vertrauen, um zu erkennen, wie kraft Seines lebensschaffenden Wortes alles, in Worten: alles neu wird! 

Lasst unsere Gedanken weit hinaus schweifen und schauen auf die Welt und unsere Menschengeschichte, um dann ganz bei uns selbst anzukommen. Und zwar so ganz bei uns selbst anzukommen, dass wir neu berührt werden von dem Wort des Lebens und es unser Denken und Tun sowie alle unsere Lebenskraft erneuert. Und wie bedürftig sind alle Menschen wo auch immer in der Welt, um das Wort der Hoffnung und der Zuversicht auf das neue Leben mit Christus zu hören und anzunehmen, daraus für jeden Tag neu Kraft zu schöpfen! So folgen wir der Ordnung unserer Kirche und hören zum Ostertag als Predigttext aus dem Alten Testament, den Lobgesang der Hanna, die allein auf ihr inniges Gebet hin endlich in ihren Alterstagen ihren einzigen Sohn geboren hat: Samuel. 

1 Und Hanna betete und sprach: Mein Herz ist fröhlich in dem HERRN, mein Horn ist erhöht in dem HERRN. Mein Mund hat sich weit aufgetan wider meine Feinde, denn ich freue mich deines Heils. 2 Es ist niemand heilig wie der HERR, außer dir ist keiner, und ist kein Fels, wie unser Gott ist. 3 Lasst euer großes Rühmen und Trotzen, freches Reden gehe nicht aus eurem Munde; denn der HERR ist ein Gott, der es merkt, und von ihm werden Taten gewogen. 4 Der Bogen der Starken ist zerbrochen, und die Schwachen sind umgürtet mit Stärke. 5 Die da satt waren, müssen um Brot dienen, und die Hunger litten, hungert nicht mehr. Die Unfruchtbare hat sieben geboren, und die viele Kinder hatte, welkt dahin. 6 Der HERR tötet und macht lebendig, führt ins Totenreich und wieder herauf. 7 Der HERR macht arm und macht reich; er erniedrigt und erhöht. 8 Er hebt auf den Dürftigen aus dem Staub und erhöht den Armen aus der Asche, dass er ihn setze unter die Fürsten und den Thron der Ehre erben lasse. Denn der Welt Grundfesten sind des HERRN, und er hat die Erde darauf gesetzt.
[1. Sam. 2, 1-8 Lutherbibel 2017]

Da möchten wir gern in den Lobgesang der Hanna mit einstimmen, weil auch wir unsere Hoffnung auf die Kraft des Heils setzen. Das deckt sich doch mit den jeweils eigenen Erfahrungen, nicht wahr? Es gehört zu den unwiderruflichen Wahrheiten in unserem je eigenen Glaubensleben, dass wir gerade angesichts schwerer Schicksalsschläge immer wieder wunderbare Wandlungen haben erfahren dürfen. Und gerade mit diesen Erfahrungen gestatten wir es uns weit hinauszuschauen, um zu erkennen, worauf die Welt wartet, welchem glaubhaften Zeugnis unserer Hoffnung sie entgegensehen kann? Welche Wandlungen geschehen in der Welt allein durch den Glauben! Das zu erkennen und für wahr zu halten ist unser persönliches Osterfest. Was keinem Zweifel unterliegt: die tollkühnen Machtphantasien der Mächtigen können alles, nur eines nicht: sie können keine Grenzen akzeptieren! Und das ist überhaupt nichts Neues, denn das war schon zu allen Zeiten so. Wir können es in der Menschheitsgeschichte nachlesen. Es reicht in der Regel auch, sich des eigenen Schicksals zu erinnern. Und unser Glaube? Wie steht es mit unserer Hoffnung? Und unsere Liebe? Kennen sie denn Grenzen? Nein, sie sind ebenso grenzenlos, aber nicht ins irgendwohin. Sie zielen auf unseren Nächsten, wie und wo er und sie auch immer in Erscheinung treten. Und sie zielen auf uns selbst. Es ist ein ständiges Gegenüber, denn das Leben will konkret gelebt werden. Unser Glaube, unsere Hoffnung und Liebe erkennen, worin ihr Grund besteht, ihre Kraft und ihr Ziel! Diese sind nicht in uns selbst, sondern sie sind allein in dem allmächtigen Gott, dem Barmherzigen, der immer aufs Neue sich unser erbarmt.

Und der uns in allem, was auf uns zukommt, lehrt, allein auf Ihn zu schauen und Ihm allein zu vertrauen! Darin bestand die Lebenskunst unserer Vorfahren, und keine andere tägliche Aufgabe haben wir für uns jetzt und heute. Es hilft dabei auf die langen Linien der Geschichte zu schauen, wie im ganz Kleinen alles anfängt, um dann auf wunderbare Weise groß zu werden. Und von diesen Geschichten menschlichen Erlebens ist die Bibel, unsere Heilige Schrift, übervoll und ein nie versiegender Brunnen der Heilsamkeit zu jeder Zeit! Bitte, wie war das bei Hanna? 

In ihrer tiefsten Betrübnis, gekränkt und missachtet, kehrt sie sich nur um Eines, nämlich ihre ganze Betrübnis an den zu richten, mit Wehklagen und Bitten, der allein der Geber alles Lebens ist. Und der Priester vor dem Heiligtum, Eli, beobachtet ihr Gebet und: er segnet sie. Ihre Bitten wurden erhört und sie gebiert ihren einzigen Sohn Samuel, denn, so sagt sie: „ich habe ihn vom Herrn erbeten“. 

Liebe Gemeinde, es ist die Kraft des Gebets und das ganze Vertrauen, welches wir dahinein legen, die uns am Leben erhält. Und heute, am Ostertag, feiern wir den lebendigen, auferstandenen Herrn Jesus Christus, der uns genauso zu unserem himmlischen Vater zu beten gelehrt hat: „…geheiligt werde Dein Name, Dein Wille geschehe…, vergib uns unsere Schuld…, erlöse uns von dem Bösen…“ Mit diesem „Herrengebet“ stehen wir wieder ganz wie am Anfang von allem und vertrauen darauf, dass er allein „der Gute“ ist. Und wir erbitten das Gute für uns wie für alle, mit denen Er uns verbunden hat und noch verbinden wird. 

Ja, seien wir sehr aufmerksam auf alles, was uns an Hoffnungsvollem noch geschenkt werden wird! Denn wir sind ja auch Kinder, ausgestattet mit den geistlichen Gaben der Hoffnung und aller guten Wünsche, die uns unsere Eltern und Vorfahren mit auf den Lebensweg gegeben haben. Und wir sind Kinder Gottes! Durch die Taufe gehören wir zu dem Auferstandenen! Wir sind Glieder an Christi Leib, lebendige und zuversichtlich frohe Zeugen Seiner Allgegenwart! Hier in unserem Leben und dort, wo wir sind, wo wir hinkommen und in dem, was uns entgegenkommt. Die Wunder des Lebens werden wir mit dem Verstand nicht begreifen, wohl aber werden wir sie bezeugen und davon weitererzählen. So verbinden wir uns mit Seiner weltweiten Gemeinde, die Seinem Ruf zum Leben folgt. Als Gotteskinder wissen wir um die Anfänge in Betrübnis, die durch Gebet, Vertrauen und Glauben gewendet werden in Wege der Liebe und Freude. Dem Herrn alles Lebens sei Ehre in Ewigkeit! Amen.