Die Gemeinschaft evangelischer Schlesischer (Hilfskomitee) e.V. hat ihre Geschäftsstelle seit einigen Jahren in Görlitz und pflegt unabhängig davon schon immer sehr enge Beziehungen zu den polnischen Gemeinden Evangelisch-Augsburgischen Bekenntnisses in Niederschlesien. Aktuell ist der stellvertretende Vorsitzende des Vereins Dr. Matthias Paul, Pfarrer der Innenstadtgemeinde Görlitz im Kirchenkreis Schlesische Oberlausitz. Er kam auf die Idee, der nächsten Generation „evangelischer Schlesier“, die sich in der Jungen Gemeinde engagieren, das polnische Schlesien mit seinen besonderen Schauplätzen evangelischen Bekenntnisses zu zeigen: Die Friedenskirchen in Jauer und Schweidnitz, die Bethäuser und die sog. Waldkirchen aus der Zeit der Gegenreformation. Geplant war eine Begegnung mit Konfirmanden der Ev.-Augs. Gemeinde in Lauban (Lubań), 60 km von Görlitz entfernt, um gemeinsam weiterzufahren nach Schweidnitz (Świdnica). Eine Gruppe von 15 Jugendlichen unter Begleitung von Pf. Jan Mävers, Frau Pyzik, einer Mitarbeiterin der Gemeinde, und Pf. Paul machte sich am 30. August 2024 auf den Weg und wurde zunächst durch Pf. Królewicz in Lauban begrüßt.
Leider konnten die polnischen Jugendlichen schließlich nicht mitfahren aufgrund der Pflichten in Vorbereitung des Schulbeginns, der in Polen auf den 1. September fällt, sprich in diesem Jahr Montag, der 2. September. Die Görlitzer Gruppe übernachtete in der Bildungs- und Begegnungsstätte auf Schloss Muhrau (Morawa) bei Striegau (Strzegom). Auf dem Programm stand neben dem Kennenlernen der Friedenskirche in Schweidnitz und der Teilnahme am Sonntagsgottesdienst in Jauer der Besuch der Internationalen Gedenk- und Begegnungsstätte Kreisau (Krzyzowa), eine Fahrt zu Schloss und Gut Lomnitz (Lomnica) bei Hirschberg (Jelenia Góra) mit Besuch der umgestellten Bethauskirche aus Schönwaldau und auf dem Heimweg am Sonntag eine Wanderung zum Gedenkstein für die Zeit der Gegenreformation, als sich evangelische Gläubige im Wald bei Goldberg (Złotoryja) heimlich zu Andachten trafen.
Ein besonderer Höhepunkt für die Jugendlichen war die Begegnung mit der Hausherrin in Muhrau, Frau Melitta Sallai. Sie lebt seit fast 30 Jahren wieder dort, wo sie vor 97 Jahren das Licht der Welt erblickt hat. Den Jugendlichen erzählte sie über den Alltag in einem Land, das sie 1945 mit ihrer Familie verlassen musste in Folge von Krieg und Diktatur. Sie setzt sich mit der durch ihre Familie gegründeten St. Hedwig-Stiftung für Verständigung und Versöhnung ein, indem sie einen zweisprachigen Kindergarten in den Räumen des Schlosses eingerichtet und eine Begegnungsstätte vor allem für junge Menschen aufgebaut hat.
Die Fahrt wurde ermöglicht durch finanzielle Unterstützung seitens des Kirchenkreises Schlesische Oberlausitz, der Kirchlichen Stiftung Ev. Schlesien, der Stadt Görlitz und des Sächsischen Innenministeriums aus Mitteln für die Förderung und Bewahrung des gemeinsamen kulturellen Erbes.
A.F.