Gastbeitrag von Dr. Christian Seidel
Im Jahr 2015 mit dem ersten „Klimapilgerweg“ zur Weltklimakonferenz in Paris initiiert, haben inzwischen „große“ Pilgerwege zu den Klimakonferenzen in Katowice und Glasgow stattgefunden. Sind die Konferenzorte nicht zu Fuß erreichbar, organisiert die ehrenamtliche „Pilgerbasis Paris 2015“ kürzere Pilgerwege – vorzugsweise zwischen überregionalen, kirchlichen Ereignissen und politischen Entscheidungsorten. In Kooperation mit dem Polnischen Ökumenischen Rat und mit Unterstützung aus den Bistümern sowie der evangelischen Landeskirche konnte in diesem Jahr ein Pilgerweg von der ersten polnischen Hauptstadt Gniezno, heute Sitz des Primas von Polen, in die deutsche Hauptstadt realisiert werden. Nach einer Konsultationsveranstaltung zum Engagement der Kirchen für Klimagerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sowie dem ökumenischen Entsendungsgottesdienst in der Kathedrale von Gnesen brach die etwa 25-köpfige Pilgergruppe am Sonntag, dem 22. September auf. Nach drei Tagesetappen war Poznan erreicht, wo uns im großzügigen Gemeindezentrum der dortigen Lutherischen Kirche (ausnahmsweise) evangelische Gastgeber erwarteten. Am Aktionstag fand hier ein spannender Austausch mit Vertretern der in der Ökumenischen Gruppe Posen beteiligten Kirchen zu den Themen des Pilgerwegs statt. Weiter ging es auf 13 Etappen durch drei Diözesen, oftmals dem Großpolnischen bzw. Lebuser Jakobsweg folgend, bis zur Stadtbrücke von Słubice nach Frankfurt, wo wir am 9. Oktober eintrafen – im Gepäck sehr viele neue Eindrücke, einmal mehr die Bestätigung, dass Schwarz-Weiß-Bilder nie die Realität adäquat abbilden und ein großes Paket Dankbarkeit für die Gastfreundschaft, mit der wir in Polen aufgenommen worden waren. Verblüffend für uns, dass Gemeinden überrascht waren, als eine Pilgergruppe aus gestandenen Erwachsenen ankam. Das passte nicht in das Bild, welches in den vergangenen Jahren von regierungsnahen Medien dort erzeugt wurde – nämlich dass sich für Klimaschutz und Klimagerechtigkeit nur „verrückte“ Jugendliche einsetzen. Von Frankfurt (Oder) bis Berlin-Mitte waren es noch einmal fünf Etappen, bis wir am 15. Oktober nach 486 km unser Ziel erreichten: die katholische St. Michael Kirche – teilweise eine Kriegsruine und zu Mauerzeiten in Ost-Berlin direkt an dieser gelegen, auch ein besonderer Schmerzpunkt und Kraftort! Am nächsten Vormittag konnten unsere politischen Forderungen an die Regierung stellvertretend im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung übergeben werden. Am Nachmittag schloss der 8. Klimapilgerweg 2024 schließlich mit einem deutsch-polnischen, ökumenischen Gottesdienst in St. Michael.