Viktor Fritz berichtet von seiner Reise nach Sarata und einer Hilfsaktion des Bessarabiendeutschen Vereins zur Erneuerung der Kirchenfenster.
„…ICH WILL FRIEDEN GEBEN AN DIESEM ORT…“ wie auch in Kyrillisch „…И НА МЕСТЕ СЕМ Я ДАММИР…“ – mit diesem Spruch aus der Bibel (Haggai 2:9), schön auffällig auf dem Giebel eingebracht, begrüßt die Evangelische Kirche von Sarata sehenswürdig und einladend alle Menschen, die in die Kirche kommen, sich in Sarata aufhalten oder gerade durch die Ortschaft durchfahren. Diese Kirche mit breiten Aufgangstreppen, vier stattlichen Kolonen am Eingang, die den Giebel stützen, dem Kirchturm mit einer schöner Art „Weltkugel“ auf der Spitze und dem Kreuz obendrauf steht an einer Anhöhe des Georeliefs wie auf einem Podest von Sarata, an der Kreuzung der Kirchstraße (Ul. Sobornaja) und Wernerstraße, und kann nicht übersehen werden. Sie ist ein Stolz der Bessarabiendeutschen, deren Vorfahren diesen „Dom in der Steppe“ einst aufgebaut hatten. Stolz darauf sind auch die heutigen Einwohner von Sarata, wenn auch nicht alle unbedingt in die Kirche reingehen.
Wie bekannt, wurde die Kirche nach Umsiedlung der Deutschen aus Bessarabien von 1940 teilweise zerstört und das Gebäude zweckentfremdet genutzt und 1995 wiederrum mit würdigem Einsatz und finanziellem Aufwand der Bessarabiendeutschen restauriert und der Evangelischen Baptistengemeinde in Sarata überlassen. Seit nun 29 Jahren nach der Restaurierung werden hier regelmäßig Gottesdienste gefeiert, christliche Veranstaltungen, Bibelstunden sowie Jugend- und Kinderstunden durchgeführt.
Im vergangenen Sommer gab es in Sarata starkes Gewitter, so dass die vier Fenster auf dem Kirchturm gegen Wind und Regen nicht standhalten konnten und teilweise rausgedrückt wurden. Beim Versuch die Fenster wieder Instand zu setzen haben die bautüchtigen Brüder der Gemeinde festgestellt, dass die Holzrahmen der Fenster bereits mürbe geworden und nicht mehr reparabel sind, die Fenster müssten komplett ausgetauscht werden. So wendete sich Pastor Vasilij Georgiev an unseren Verein mit der Bitte um finanzieller Hilfe von 1000,- Euro für den Austausch der Fenster auf dem Kirchturm. Den Text der Anfrage habe ich übersetzt und an den Vorstand unseres Vereins weitergeleitet. Der Verein hat der Anfrage um Hilfe statt gegeben und die Brüder der Kirchengemeinde in Sarata haben dafür gesorgt, dass die Fenster korrekt nach Maß bestellt werden.
Am 16. Oktober bekam ich eine Nachricht vom Pastor Georgiev, dass die bestellten Fenster geliefert wurden. Zu der Zeit war ich auf Reise in Moldawien und durfte beim Internationalen Forum Moldova (IFM) teilnehmen. Gleich danach bin ich weiter in den südlichen Teil Bessarabiens, nach Arzis und Sarata gereist, wobei ich auch Dennewitz, Tepliz, Gnadental, Lichtental, Eigenfeld und Friedensfeld besucht habe. Am Sonntag den 20. Oktober kam ich nach Sarata in die Kirche zum Gottesdienst. Zunächst habe ich die Kirche, vor allem die Turmfenster von außen angeschaut und Bilder gemacht. Soweit ich nur sehen konnte, habe ich an den Fenstern keinen Schaden gesehen. Nun wurde mir mitgeteilt, dass gerade zwei Tage davor bereits die neuen Fenster von Brüdern der Gemeinde in Eigenleistung eingebaut worden sind. Es sind jetzt wetterbeständige Kunststofffenster. Es ging aber schnell! Rechtzeitig vor dem Winter hat man es gemeinsam geschafft. Die Überreste von alten, ausgebauten Holzfenster konnte ich dann auch noch sehen und davon Bilder machen.
Zum Gottesdienst kam ich in die Kirche unangemeldet etwas später, nach dem Anfang rein und habe auf der hinteren Sitzbank bescheiden Platz genommen. Fröhliche Blicke einiger Bekannter kamen meinem Blick entgegen und schon nach kurzer Zeit kam der Pastor zu mir nach hinten und begrüßte mich fröhlich.
Die zweite Predigt des Gottesdienstes wurde vom Bruder Vladimir Uzunov gesprochen. Er hat aus dem Evangelium vorgelesen und Gedanken über die Worte von Jesus Christus ausgelegt: „Kommt alle her zu mir, die ihr euch abmüht und unter eurer Last leidet! Ich werde euch Ruhe geben“ (Matthäus 11:28).
Ich fand diese Bibelstelle gut passend zu der Überschrift auf dem Giebel der Kirche und zeitgemäß sehr zutreffend auf den Kriegszustand, unter dem die Menschen in der Ukraine zunehmend leiden. Viele Gemeindemitglieder sind nach Deutschland und in andere Länder des Westens geflüchtet, man merkt es am Chor der Gemeinde wie kleinzählig er geworden ist. Gleichzeitig kommen in die Kirche mehr Binnenflüchtlinge, die in Sarata aufgenommen wurden, wie auch Einwohner von Sarata, die davor von der Kirche fern blieben.
Nach dem Gottesdienst gab es herzliche Begrüßungen, Einladungen, Gespräche. Pastor Vasilij Georgiev bedankt sich bei Mitgliedern, und Mitwirkenden des Bessarabiendeutschen Vereins für die großzügigen Spenden und Unterstützung zur Erhaltung der Kirche.
Einige Impressionen in Bildern: