Wir treffen uns zu dieser Jahrestagung im 75. Jahr des Bestehens des Konvents der ehemaligen evangelischen Ostkirchen. In all den Jahren haben sich aus unseren Vereinen Menschen verantwortlich gefühlt und ehrenamtlich engagiert, um sich untereinander zu vernetzen, sich in der Arbeit der Hilfskomitees und Gemeinschaften gegenseitig zu unterstützen und gegenüber der kirchlichen und gesellschaftlichen Öffentlichkeit mit starker Stimme die Belange der evangelischen Flüchtlinge und Vertriebenen, der Aus- und Umsiedler zur Sprache zu bringen.
Je länger, je mehr kam die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit denen hinzu, die inzwischen in den ehemals deutschen Siedlungsgebieten und Herkunftsregionen der Geflüchteten und Vertriebenen leben. So wurde mitten in Europa ein wichtiger Beitrag zu Frieden und Verständigung zwischen ehemals verfeindeten Völkern geleistet.
All das ist Anlass zu großer Dankbarkeit gegenüber Gott und gegenüber denen, die sich in den zurückliegenden Jahrzehnten im Konvent und seinen Mitgliedsvereinen engagiert haben.
Zum Konvent der ehemaligen ev. Ostkirchen e.V. gehören aktuell 11 Mitgliedsinstitutionen:
Bessarabiendeutscher Verein e.V., Deutsch-Baltischer Kirchlicher Dienst e.V., Die Galiziendeutschen – Geschichte und Erinnerungskultur e.V., Gemeinschaft evangelischer Ostpreußen e.V. (GeO), Gemeinschaft Evangelischer Posener (Hilfskomitee) e.V., Gemeinschaft evangelischer Schlesier (Hilfskomitee) e.V., Gemeinschaft evangelischer Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben im DW der EKD (Hilfskomitee) e.V., Hilfskomitee der evangelisch-lutherischen Deutschen aus Polen e. V., Johannes-Mathesius-Gesellschaft – Evangelische Sudetendeutsche e.V., Kirchliche Gemeinschaft der Evangelisch-Lutherischen Brüdergemeinden e.V. (Ev. Luth. Deutsche aus Russland), Gemeinschaft evangelischer Pommern e. V. (Pommernkonvent)
Entsprechend unserer Satzung ist der Zweck des Konvents als eingetragener Verein „die Koordination der in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bestehenden Institutionen (Hilfskomitees) der ehemaligen evangelischen Ostkirchen mit dem Ziel der Hilfe bei gemeinschaftlichen kirchlichen, kulturellen und sozialen Aufgaben.
Der Satzungszweck wird insbesondere durch folgende Maßnahmen verwirklicht:
Förderung von Partnerschaften und Gewährung von Unterstützungsleistungen,
Bewahrung der Geschichte der Kirchen,
Information und Austausch,
Mitwirkung und Mitgliedschaft in Koordinierungsgremien der EKD“.
1. Die Koordination erfolgt durch Information und Austausch bei den Mitgliederversammlungen. Deshalb werden auch die Berichte der einzelnen Mitgliedsinstitutionen zu den Mitgliederversammlungen erbeten.
Darüber hinaus hat OKI, in den letzten Jahren der OKI-Newsletter für alle Interessierten Informationen aus unseren Mitgliedsinstitutionen und von unseren Partnern in den Herkunftsgebieten bereitgestellt. Unter Leitung von Frau Dr. Annemarie Franke, Görlitz, arbeitete in einer zweijährigen, von der EKD finanziell unterstützten Projektphase ein Redaktionsteam, zu dem auch Dr. Justus Werdin, Frankfurt (Oder) und als Vorsitzender des Konvents Martin Herche, Göttingen, gehörten, an einer inhaltlichen und redaktionellen Neuausrichtung der Ostkirchlichen Informationen (OKI).
In einer Konsultation mit Vertretern der Vorstände unserer Mitgliedsvereine wurde deutlich, dass der Newsletter in den Vereinen nur vereinzelt auf Interesse stößt, unter den Mitgliedern meist nicht bekannt ist und es auch keine personellen und finanziellen Ressourcen für eine Weiterentwicklung der OKI gibt, die neue Interessentengruppen, insbesondere auch in der jungen Generation erreichen kann. Deshalb hat der Vorstand beschlossen, OKI nicht weiterzuführen. Eine letzte Ausgabe wird nach dieser Mitgliederversammlung im April 2025 erscheinen.
Der Vorstand hat in seiner letzten Sitzung Frau Dr. Annemarie Franke und Dr. Justus Werdin seinen Dank für Ihren großen Einsatz in der Redaktion zur Profilierung von OKI ausgesprochen.
Der Vorstand ist noch dabei zu klären, ob die OKI-Website weiterbestehen und dann seitens der Vereine zur Informationsweitergabe genutzt werden kann.
Bei der genannten Konsultation wurde die Idee entwickelt, dass sich zukünftig die Verantwortlichen für die jeweiligen Zeitschriften im Interesse des Informationsaustausches und der Schaffung von möglichen Synergieeffekten vernetzen. Frau Bettina Tietze ist bereit, für eine solche Vernetzung zunächst testweise Ansprechpartnerin zu sein.
2. Der Bewahrung der Geschichte der ehemaligen evangelischen Ostkirchen dienen weiterhin die zahlreichen Publikationen unserer Mitgliedsinstitutionen, ihre Zeitschriften und Jahrbücher, aber auch die zum Teil vorhandenen Ausstellungen.
Eine gute Resonanz fand die gemeinsame Ausstellung „Von Flucht und Vertreibung zu Versöhnung und Partnerschaft“ im vergangenen Jahr bei den Christlichen Begegnungstagen in Frankfurt (Oder). Zur Ausstellung gab es einen Begleittext auf Deutsch, Englisch, Polnisch, Russisch, Tschechisch und Slowakisch. Außerdem kam im Vorprogramm der Christlichen Begegnungstage der Dokumentarfilm „Exodus auf der Donau“ zur Aufführung, und wir waren mit einem Informationsstand auf dem Markt der Möglichkeiten vertreten. Vielen Dank allen, die sich an der Ausstellung und am Standdienst beteiligt haben und die Präsentation des Filmes ermöglichten.
Vom 14. bis 16. November 2025 wird es erstmals eine Kooperation des Konvents mit dem Arbeitskreis Kirche im Osten bei einer gemeinsamen Tagung in der Evangelischen Akademie Lutherstadt Wittenberg geben. Thema: „Von Flucht und Vertreibung zu Versöhnung und Partnerschaft. Kontakte und Partnerschaften der nach 1945 gegründeten evangelischen Hilfskomitees und die Situation konfessioneller Minderheiten in ehemals deutschsprachigen Gebieten Osteuropas“.
In bewährter Weise organisiert Frau Wiener auch in diesem Jahr wieder unsere Teilnahme am Deutschen Evangelischen Kirchentag in Hannover.
3. Förderung von Partnerschaften und Gewährung von Unterstützungsleistungen
Die vielfältigen Partnerschaften und Kontakte zwischen unseren Mitgliedsinstitutionen und Kirchenleitungen, Kirchengemeinden, Kommunen, sowie Einzelpersonen in unseren Herkunftsgebieten wurden auch im Berichtszeitraum weiter mit Leben erfüllt. Darüber geben insbesondere die Berichte unserer Mitgliedsvereine Auskunft.
Erwähnt werden sollen auch die Unterstützungsleistungen, die wir unseren Partnern zukommen lassen. Im vergangenen Jahr waren es wieder ca. 300.000 €!
Die Christlichen Begegnungstage in Frankfurt (Oder) waren ein guter Anlass, zumindest exemplarisch unsere Partnerschaftsbeziehungen zu vertiefen. So konnten wir durch eine EKD-Projektförderung und Spenden des Graetz-Verlags in Witzenhausen, Gäste aus der Ukraine, Polen und aus Moldawien nach Frankfurt (Oder) einladen und ihnen die Teilnahme an den Christlichen Begegnungstagen ermöglichen.
In dem sich anschließenden Besuchsprogramm gab es für unsere Gäste aus der Ukraine und Moldawien Gemeindebegegnungen, die Besuche des Gymnasiums in Seelow und der Gedenkstätte Seelower Höhen. Bei der Begleitung unserer Gäste haben sich Viktor Fritz und Pastor Karl-Heinz Ulrich vom Bessarabiendeutschen Verein verdient gemacht. Viktor Fritz ist als kompetenten Übersetzer herzlich zu danken.
Die Kirchengemeinde Reitwein am Rande des Oderbruchs im Land Brandenburg hat uns ihr Rüstzeitheim zu einem außergewöhnlich günstigen Preis zur Verfügung gestellt und sich als hervorragende Gastgeberin gezeigt.
4. Mitwirkung und Mitgliedschaft in Koordinierungsgremien der EKD
Evangelische Konferenz für Mittel- und Osteuropa (EKMOE)
Seit 1992 besteht die Evangelische Kommission (heute: Konferenz) für Mittel- und Osteuropa (EKMOE) in der EKD. Jede unserer Mitgliedsinstitutionen hat das Recht, daran teilzunehmen und die Chance der Vernetzung mit kirchlichen und diakonischen Akteuren in der Partnerschaftsarbeit Mittel- und Osteuropa zu nutzen.
Trägerkreis Hoffnung für Osteuropa
Verabredungsgemäß wird Pétur Thorsteinsson, einer der Sprecher des Trägerkreises bei dieser Tagung über Hoffnung für Osteuropa berichten. An dieser Stelle sei aber schon erwähnt, dass die nächste Tagung des Trägerkreises am 11. Juni in Berlin stattfinden wird.
Für die Zeit vom 5. bis 7. Mai 2026 ist eine Partnerschaftskonferenz in der polnisch-tschechischen Doppelstadt Teschen geplant, zu der in mittel- und osteuropäischen Partnerschaftsprojekten Engagierte auch aus unseren Mitgliedsvereinen eingeladen sind.
Als Monatsprojekt wurde im Dezember 2024 auf der Homepage https://www.hoffnung-fuer-osteuropa.de/ das Weihnachtsspendenprojekt der Gemeinschaft ev. Schlesier zur Sanierung der Orgel in der Ev. Frauenkirche Lubań /Lauban vorgestellt. Auch in diesem Jahr kann im Dezember einer unserer Mitgliedsvereine ein Spendenprojekt vorstellen.
5. Kontakte zum BdV und zur AKVMOE r
Auch im Berichtszeitraum wurden die Kontakte zum Bund der Vertriebenen (BdV) und zur Arbeitsgemeinschaft katholischer Verbände Mittel- und Osteuropa (AKVMOE) gepflegt. So nahmen Vorstandsmitglieder und Vertreter einzelner Hilfskomitees am Jahresempfang des BdV und an der zentralen Eröffnungsveranstaltung zum Tag der Heimat in Berlin teil.
Der Stellvertretende Vorsitzende des Konvents, Pfarrer i.R. Christfried Boelter vertrat den Konvent in gewohnter Weise bei der Jahrestagung der AKVMOE.
7. Zukunft des Konvents
Der Vorstand hat sich in seiner Sitzung am 23.10.2024 ausführlich mit der Frage beschäftigt, ob der Konvent zukünftig noch gebraucht wird oder ob es angebracht wäre, im Zusammenhang mit dem 75-jährigen Jubiläum einen „Abschied in Würde“ zu gestalten. Im Ergebnis hat der Vorstand sich darauf verständigt, dass der Konvent von den Mitgliedsvereinen weiterhin als Plattform des Austauschs gebraucht wird und er, sofern 2026 erneut ein arbeitsfähiger Vorstand gewählt werden kann, weiterexistieren sollte. Da in diesem Jahr Frau Ute Hamel und Pastor Bernhard Riedel auf eigenen Wunsch aus dem Vorstand bereits ausgeschieden sind und Pastor i.R. Dr. Hans-Henning Neß mit heutigem Tag sein Vorstandsmandat niederlegt, hat sich der Vorstand bemüht, Personen für eine Ersatzwahl zu gewinnen, die bereit sind, sich auch 2026 für die dann kommende Legislaturperiode zur Wahl zu stellen. So konnten Frau Bettina Tietze von den Galiziendeutschen und Regionalbischof Dr. Dr. h.c. Johann Schneider von den Siebenbürger Sachsen für die Ersatzwahl gewonnen werden.
Es wird im Rahmen dieser Mitgliederversammlung Gelegenheit sein, Pastor i.R. Dr. Hans-Henning Neß für seine höchst verdienstvolle langjährige Vorstandsarbeit zu danken.
8. Veränderung in der Zuständigkeit im Kirchenamt der EKD für den Konvent
Nachdem OKR Prof. Dr. Martin Illert aus dem Kirchenamt der EKD ausgeschieden ist, wurden Frau Manuela Barbknecht zusätzlich zur Geschäftsführung des Konventes die Zuständigkeit für die Belange des Konvents im Kirchenamt übertragen. Da wohl keine Person im Kirchenamt den Konvent und seine Mitgliedsorganisationen so gut kennt wie Frau Barbknecht und wir sie und ihre Arbeit aus der jahrelangen Zusammenarbeit überaus zu schätzen wissen, können wir mit dieser Entscheidung absolut zufrieden sein.
Schluss
Ich danke den Mitgliedern des Vorstands für die gute Zusammenarbeit, die sich auch im vergangenen Jahr bewährt hat. Schon an dieser Stelle gilt unser besonderer Dank unserem ausscheidenden Vorstandsmitglied Dr. Hans-Henning Neß, von dessen Kenntnis, Erfahrung, Sorgfalt und Freundlichkeit der Vorstand über so viele Jahre und bis zuletzt profitieren konnte.
Schließlich danke ich Frau Barbknecht sehr für die gute, immer zuverlässige Zusammenarbeit und für ihre gewissenhafte und umsichtige Arbeit bei der Vorbereitung dieser Jahrestagung, einschließlich der Festveranstaltung anlässlich unseres 75-jährigen Jubiläums, auf die wir uns heute schon freuen können.
Martin Herche
Vorsitzender
Anmerkung: Der Bericht wurde für die Veröffentlichung leicht gekürzt. Die vollständige Fassung liegt dem Protokoll bei.