Im Rahmen der diesjährigen Mitgliederversammlung des Konvents der ehemaligen evangelischen Ostkirchen wurde Pastor i.R. Dr. Hans-Henning Neß, Göttingen aus dem Vorstand des Konvents verabschiedet. Generalsuperintendent i.R. Martin Herche sagte in seinen Dankesworten u.a.: „mit Ihrem Ausscheiden aus dem Vorstand geht heute eine Ära im Konvent und seinen Hilfskomitees zu Ende gegangen. Über viele Jahre haben Sie sich zunächst im Vorstand der Gemeinschaft evangelischer Schlesier und dann im Vorstand des Konvents für die Belange der evangelischen Flüchtlinge und Vertriebenen und für die Bewahrung ihres kirchlichen, geistlichen und kulturellen Erbes eingesetzt.
Sie gehören selber zur Erlebnisgeneration. Sie haben als Kind erleben müssen, was meine Generation und alle Nachgeborenen nur aus Geschichtsbüchern, Filmen und Berichten kennen.
Ich werde den deutsch-polnischen ökumenischen Gottesdienst am 31. August 2019 anläßlich des 80-jährigen Gedenkens an den Beginn des 2. Weltkrieges in der Warschauer Trinitatiskirche nicht vergessen. Sie haben dort von den schrecklichen Verlusterfahrungen Ihrer Kindheit berichtet. Daß das möglich war, zumal in Warschau, habe ich als große geschichtliche Stunde empfunden. Aber es war überhaupt nicht selbstverständlich, länderübergreifend das gegenseitig erfahrene Leid und Unrecht zu benennen und vor Gott zu bringen. Ich habe geradezu physisch die Spannung gespürt, die zeitweise im Raum lag.
Sie haben sich über viele Jahre, ja Jahrzehnte beruflich und ehrenamtlich für ein gegenseitiges, nationenübergreifendes Kennenlernen und Verstehen, für Versöhnung und Partnerschaft zwischen ehemals verfeindeten Völkern und Nationen eingesetzt.
Sie haben dazu beigetragen, daß sich das Verhältnis zu unseren mittel- und osteuropäischen Nachbarn in einem früher nicht vorstellbaren Masse zum Besseren, ja zum vielfach Guten hin entwickelt konnte.
Dafür gilt Ihnen unser großer Dank.
