Am 23. August veranstaltete der Landeskonvent Hannover eine Exkursion nach Friedland. Auf dem Programm stand eine Führung durch das Museum und über das Lagergelände, sowie eine Andacht in der Kapelle. Im Museum gewann die Besuchergruppe einen Eindruck davon, welche Bedeutung das Grenzdurchgangslagen für die deutsche Nachkriegsgeschichte von 1945 bis heute hat. Dabei wurden Erinnerungen an eigene Flucht- und Vertreibungserfahrungen und Lageraufenthalte lebendig. So berichtete die Bessarabiendeutsche Erika Wiener davon, wie sie als Vierjährige vom Bahnhof des Eichsfeld-Dorfes Arenshausen über die Grenze von der sowjetischen in die britische Besatzungszone zum Lager Friedland gebracht wurde. Da das typhusgeschwächte Kind, dessen Vater schon 1944 verstorben war, die 10 km-Strecke nicht laufen konnte, hatte ihre Mutter einen Handwagen gemietet. Beim Lagerrundgang kam es dann zu Begegnungen mit Kindern, die heute mit ihren Eltern als Aussiedler, Asylbewerber oder Einreisende aus Humanitären Aufnahmeprogrammen für kurze Zeit in Friedland verweilen. Bei der Andacht ging Lagerpastor Torsten-Wilhelm Wiegmann auf Friedland als schicksalhaften Ort für so viele Menschen ein und erinnerte an die Tränen der Trauer und Enttäuschung, wenn sich Hoffnungen nicht erfüllen konnten aber auch an die Tränen großen Glücks und überwältigender Freude, wenn Menschen sich hier wieder fanden, wie an jenem unvergessenen 26. September 1953, als einer der letzten großen Transporte mit deutschen Kriegsgefangenen aus der Sowjetunion in Friedland eintraf.
Hintergrund: Der Landeskonvent Hannover der ehemaligen evangelischen Ostkirchen lädt regelmäßig zu sogenannten Ostkirchengottesdiensten und zu Exkursionen ein. Er wird von Klaus Christian Röhrbein aus Langenhagen, Mitglied im Bundesvorstand der Gemeinschaft evangelischer Schlesier geleitet.
Martin Herche