Am 26. August fand unter dem Leitwort Krieg und Vertreibung – Geißeln der Menschheit in Berlin die zentrale Eröffnungsveranstaltung des Bundes der Vertriebenen (BdV) zum diesjährigen Tag der Heimat statt.
von Martin Herche, Vorsitzender Konvent der ehemaligen ev. Ostkirchen
Der Präsident des Bundes der Vertriebenen, Dr. Bernd Fabricius ging in seiner Ansprache auch auf die Kriegssituation in der Ukraine ein und wies dabei auf die schwerwiegenden Folgen auch für die deutschen Minderheiten in der Ukraine und Russland hin. Er betonte, die Vertriebenen und Spätaussiedler in Deutschland könnten authentisch von den Folgen von Krieg, Flucht und Vertreibung berichten. Immer gäbe es unschuldige Opfer auf beiden Seiten. Der Verlust der Heimat wirke traumatisch bis in die dritte Generation der Nachkommen. Sein Appell an die Verantwortlichen in der Russischen Föderation: „Lassen Sie die Menschen in der Ukraine in Frieden leben!“
Im innenpolitischen Teil seiner Rede erinnerte er an die würdigenden Worte von Bundeskanzler Scholz im Blick auf die Arbeit der Vertriebenenverbände und kritisierte zugleich die Kürzungen der Mittel für die Kulturarbeit der Vertriebenen nach § 96a des Bundesvertriebenengesetzes .
Bewegend war das Grußwort des ukrainischen Botschafters Oleksii Makeiev. In Zeiten des Krieges sei jeder Tag einTag der Heimat, wenn diese verteidigt wird – und ein Tag des Friedens, weil die Sehnsucht nach Frieden groß sei. In sehr persönlichen Worten beschrieb er die Situation in seinem Land. So gehöre es zum morgendlichen Ritus, seinen Lieben als Lebenszeichen einen Gruß per WhatsApp zu schicken. Aber wohl jede ukrainische Familie müsse inzwischen Verluste ertragen – getötete Angehörige, zerstörte Häuser, geflüchtete Nachbarn… – Sein Appell: „Unterstützen Sie uns nicht aus Mitleid, sondern aus Bewunderung. Ich bin stolz auf mein stolzes Land!“.
In seiner Festrede erinnerte der hessische Minister des Innern und für Sport, Peter Beuth MdL u.a. an Helmut Kohls Diktum: „Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten.“ So habe seine Regierung die Erstellung des neuen Digitalportals „Flucht und Vertreibung im europäischen Kontext“ unterstützt, das mit der Online-Schulplattform Hessens verknüpft sei. Es könne eine Brücke zwischen den Generationen sein und die Jugend anregen, sich mit der Geschichte von Flucht und Vertreibung zu beschäftigen.
Weihbischof Dr. Reinhard Hauke hielt als Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für die Vertriebenen- und Aussiedlerseelsorge zum Abschluss das „Geistliche Wort“, ehe der Festakt mit Verleih uns Frieden von Heinrich Schütz und der Nationalhymne endete.
Für den Konvent der ehemaligen evangelischen Ostkirchen nahmen Generalsuperintendent i.R. Martin Herche (Gemeinschaft ev. Schlesier) als Vorsitzender und sein Stellvertreter Pfarrer i.R. Christfried Boelter (Gemeinschaft ev. Posener) am Festakt teil. Die Galiziendeutschen – Geschichte und Erinnerungskultur e.V. waren durch ihren amtierenden Vorsitzenden Dr. Dieter Schäfer und durch Dr. Christofer Zöckler, Redakteur der Zeitschrift Blickpunkt Galizien – Hl. Band vertreten, die Gemeinschaft evangelischer Schlesier auch durch ihre Vorstandsmitglieder Pfarrer Gerd Simmank und Klaus Röhrbein.