Militärbischof a. D. Pfr. Mirosław Wola, Ev.-Augs. Kirche in Polen, Gorzów Wielkopolski (Landsberg an der Warte)
Aus Papier oder aus Plastik – sie sind auf den ersten Blick zu erkennen. Unersetzbar in der Zeit des Advents und genauso symbolisch wie der Adventskranz. Sie zerstreuen die Dunkelheit des Novembers-Dezembers mit rotem oder weißen Licht auf einzigartige, unnachahmbare Weise. Aus einem kleinen Ort in der Oberlausitz wanderten sie in die große Welt, werden von Menschen europaweit gekauft, aber es gibt auch Bestellungen aus Los Angeles, Kanada oder dem fernen Mexiko.[…]
Vor über 160 Jahren entstand in Herrnhuter Schulen die Tradition des „Herrnhuter Stern“. Für die schulpflichtigen Kinder der Herrnhuter Brüder, die als Missionare in die ganze Welt reisten, wollte ein Lehrer für Mathematik und Geometrie etwas schaffen, was den Kindern besonders in der Advents- und Weihnachtszeit Trost spendet. Der Stern weist auf die Weihnachtsgeschichte und symbolisierte den Missionarskindern gleichzeitig die Verbundenheit mit den Eltern. Bis heute stiftet sein Licht eine generationenübergreifende Verbundenheit.
Diese ungewöhnliche Geschichte ist für mich selbst in gewisser Hinsicht auch traurig. Ich komme nicht zur Ruhe angesichts der Tatsache, dass damals die Eltern, die als Missionare in die Welt zogen, im Namen ihrer Berufung das Wort Gottes zu verkünden, die eigenen Kinder zurückgelassen haben.
In Polen sind wir eine Minderheitskirche und als Pfarrer hören wir oft, dass der seelsorgerische Dienst einer ganz besonderen Berufung bedarf. Dieser ist jedoch nur begrenzt planbar. In der Diaspora herrscht zudem ein erhöhter Pflichtendruck, denn man ist nicht nur Prediger, sondern auch Gärtner, Küster, Heizer, Reinemacher, Grundstücksverwalter, Buchhalter und so etwas wie Kulturhausleiter. Wir arbeiten die Wochenenden durch und in der Woche finden wir auch keine Ruhe, die Frauen arbeiten und die Kinder gehen zur Schule. Ähnlich verhält es sich auch bei anderen Berufen wie Ärzten, Polizisten, Soldaten, Sicherheitsbeamten, Arbeitern im öffentlichen Dienst oder in Verkehrsbetrieben.
Die Advents- und Weihnachtszeit gibt uns die Chance, um in unseren Köpfen die Rangfolge von Anforderungen im beruflichen und privaten Leben, wenn wir ein solches noch haben, neu aufzustellen. Möge das Licht der Herrnhuter Sterne unsere Gedanken erhellen und, sei es mit hellem Licht oder mit rotem zur besonderen Vorsicht, unseren Weg ausleuchten, um nach Hause zu kommen.