„Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, er ist auferstanden.“ Lk. 24, 5b-6a.

Bischof Waldemar Pytel, Diözese Wrocław der Ev.-Augsburgischen Kirche Polens und Pfarrer der Gemeinde zur Hl. Dreifaltigkeit an der Friedenskirche zu Schweidnitz (Świdnica). Der Bischof hat seinen Sitz in Breslau, aber die Diözese umfasst das westliche Polen mit den Wojewodschaften Dolny Śląsk und Lubuskie (Niederschlesien und Lebuser Land) bis nach Stettin (Szczecin). Bischof Pytel ist gemeinsam mit Generalsuperintendentin Theresa Rinecker Gastgeber der Christlichen Begegnungstage in Frankfurt (Oder) – Słubice vom 7.- 9. Juni 2024. 

Liebe Schwestern und Brüder,

wir begeben uns auf einen traurigen Gang zum Grab. Dort treffen wir auf etwas Überraschendes. Jemand vertraut uns eine Aufgabe an. „Sag diese Nachricht weiter: den Freunden, Bekannten und allen, die Du triffst!“
Was für eine Nachricht kann man denn haben, wenn man von einem Grab zurückkommt? Das kann man sich doch vorstellen… Tränen, eine herzzerreißende Traurigkeit, bedrückende Gedanken…
Dieses Mal gehen wir von diesem Grab zurück, um die Botschaft vom Leben zu verbreiten. Der Tod Christi bedeutet definitiv, dass der Tod besiegt ist. Seine Auferstehung bedeutet das Leben für uns alle. Auch wir leben dank dessen, der gestorben… und auferstanden ist, dank des Lebendigen.
Es gibt Ikonen, die Christus zeigen, wie er sich über einen alten Mann beugt und ihm hilft aufzustehen. Es ist nicht schwer, die Symbolik dieser Ikone zu verstehen. Der Alte, da ist Adam, also der Mensch. Die ganze Menschheit. Der Herr beugt sich über die erstorbene Menschheit, um ihr das Leben wieder zu geben. Gott beugt sich noch einmal über diesen Erdklumpen, um ihm wie am Tag seiner Erschaffung den „Hauch“ des Lebens einzublasen. Jetzt wird es ein Leben sein für immer.
Man muss sich die Frage stellen: Ist unser Leben ein gutes Zeugnis davon? Stellen wir uns vor, wir stehen vor dem Spiegel und fragen, ob man von unserem Gesicht die Freude des Lebens ablesen kann? Es kann ja sein, dass wir uns manchmal fühlen wie in einem Meer von Traurigkeit anstatt in einem Ozean der Freude. Instinktiv denken wir, dass der Platz eines Christen eben eher am Grab als am Tisch ist, wo das Leben gefeiert wird… 
Doch Gott ist ein Gott des Lebens und nicht des Todes. Gott ist im Zentrum des Lebens und nicht an dessen Rand. 
Aus Kreuz und Auferstehung wird das neue Leben geboren, und die Kirche hat dort zu sein, wie Bonhoeffer sagt, „wo der Mensch keinen Rat mehr weiß.“ Er weiß keinen Rat mehr in der umgebenden Wirklichkeit von Krieg, Terror, unsicherer Zukunft und Chaos.
Deshalb werden die Christlichen Begegnungstage in Frankfurt (Oder)-Słubice bald für uns die Gelegenheit sein, um davon Zeugnis zu geben, wie das Leitwort sagt: „Nichts kann uns trennen“ von Gottes Liebe, von der Kirche und dem Glauben an Jesus als den Erlöser, und unsere versöhnten Völker in Mittel- Osteuropa geben ein frohes Zeugnis als Kinder Gottes.

Ihr Lieben, Jesus gab sein eigenes Leben dafür hin, dass wir Freude haben am Geschmack des Lebens. Dafür, dass wir das Leben feiern. Das wollen wir in Frankfurt (Oder)-Słubice tun.

Amen.

Foto: Bożena Pytel