Jahrestagung des Konvents der ehemaligen evangelischen Ostkirchen e.V. anlässlich der Christlichen Begegnungstage (CBT) in Frankfurt (Oder)

„Wir sind sehr, sehr dankbar für die Gelegenheit, an einem wunderbaren christlichen Treffen teilzunehmen. Alles war wunderbar, wir haben wunderbare Menschen kennengelernt, mit alten Freunden geplaudert und neue Freunde kennengelernt. Wir haben etwas Neues gelernt, viel über uns selbst erzählt, jetzt wissen wir mit Sicherheit, dass wir nicht allein vor Gott sind, sondern Brüder und Schwestern in anderen Ländern dieser Erde haben.  Wir freuen uns auf die weitere Kommunikation und Zusammenarbeit“ schreiben Valentin Dragan, Pastor der Ev.-Lutherischen Kirche A.B. in Moldawien und seine Ehefrau Anna nach ihrer Rückkehr von den Christlichen Begegnungstagen in Frankfurt (Oder). Und Oleksandr Dymov, Senior-Pastor der Baptisten im Gebiet Odessa sagte: „Es waren sehr gute Veranstaltungen. Sie haben gezeigt, dass wir unterschiedlich sind, aber auch, was uns verbinden kann: der christliche Glaube.“ Die drei waren wie auch Alla Dymova und Pastor Vassili und Natalia Heorhiev aus der Ukraine Gäste des Konvents der ehemaligen evangelischen Ostkirchen und nahmen sowohl an der Jahrestagung des Konvents, der anlässlich der CBT erstmals in Frankfurt (Oder) stattfand, als auch an den CBT teil. So konnten Sie in der Mitgliederversammlung des Konvents aus ihren Heimatgemeinden berichten und an der sich anschließenden Eröffnung der Ausstellung „Von Flucht und Vertreibung zu Versöhnung und Partnerschaft“ teilnehmen. Dort beschrieben sie aus ihrer Sicht genauso wie Tomasz Stachowiak (Gemeinschaft ev. Posener), Przemysław Zielnica (Hilfskomitee der Ev.-Luth. deutschen aus Polen) und Pfarrer Cezary Królewicz (Stiftungsrat der Kirchlichen Stiftung Evangelischer Schlesier) die Bedeutung der Partnerschaft zwischen den Hilfskomitees und den heute in den Herkunftsgebieten lebenden Menschen. Vertreter der einzelnen Hilfskomitees und Gemeinschaften berichteten sehr persönlich, was sie an ihrem jeweiligen Verein besonders schätzen. 

Bereits am Vorabend wurde der Dokumentarfilm „Exodus auf der Donau“ gezeigt. Der mehrfach preisgekrönte Film basiert auf dokumentarischem Material des ungarischen Kapitäns Nándor Andrásovits, der 1939 auf seinem Donaudampfer mehrere hundert freigekaufte jüdische Flüchtlinge auf ihrem Weg nach Palästina und 1940 – 600 Bessarabiendeutsche auf dem Weg in das Umsiedlungslager Semlin bei Belgrad transportierte.

Neben der Ausstellung, die erstmals eine Zusammenschau von Dokumentationen und Informationsmaterial der verschiedenen im Konvent zusammengeschlossenen Institutionen bot, präsentierten sich die Hilfskomitees und Gemeinschaften mit einem gemeinsamen Informationsstand. Da zu den zahlreichen Besuchern viele Polnisch sprachige Gäste gehörten, war es ein großer Vorteil, dass auch Tomasz Stachowiak und Przemysław Zielnica sowohl bei der Ausstellung, als auch am Stand Ansprechpartner waren. 

Der „Kirchentag der Rekorde“, wie die Märkische Oderzeitung titelte, mit seinen 150 Veranstaltungen wurde von den eindrücklichen Gottesdiensten, die von Mitwirkenden der Kirchen aus den Ländern Mittel- und Osteuropas gestaltet wurden, geprägt. Höhepunkt war aber wohl die Tafel der 4.000 am Samstagabend, die ein starkes Zeichen für ein von christlichem Geist geprägtes friedliches und fröhliches Miteinander in Europa war.

Im Anschluss an die CBT waren die Gäste aus Moldawien und der Ukraine zu einem Besuchsprogramm eingeladen. Stationen waren das Missionshaus Malche bei Bad Freiuenwalde, die Marienkirche der Oderbruchstadt Wriezen, die 79 Jahre nach ihrer Zerstörung im 2. Weltkrieg vor kurzem wieder eingeweiht werden konnte, eine Begegnung mit Schülern im Seelower Gymnasium und der Begegnungsabend mit Gemeindegliedern in Reitwein, einem Dorf im Landkreis Märkisch Oderland. „Es ist so wichtig, sich zu begegnen und voneinander zu hören“, hieß es an jeder Station – sowohl von deutscher Seite, als auch von unseren Gästen.

Das wichtigste Ereignis der reich gefüllten Tage war für viele das Friedensgebet an der Friedensglocke in Frankfurt (Oder). Gemeinsam hatten die Teilnehmer unserer Jahrestagung und unsere Gäste aus der Ukraine, Moldawien und Polen im Anschluss an die Ausstellungseröffnung daran teilgenommen. Unsere ukrainischen Gäste betonten, was für eine Stärkung es für sie sei, dass es in Deutschland Gemeinden und einzelne Beterinnen und Beter gibt, die regelmäßig um Frieden für ihr Land beten.

Als Natalia Heorhieva in Seelow spontan die Schüler fragte, wer von ihnen abends betet, meldete sich ein Jugendlicher. Da wandte sie sich an die ganze Klasse und sagte eindringlich: „Betet und betet in Eurem Abendgebet für die Kinder in der Ukraine, dass sie am Morgen gesund aufwachen. Ich wünsche Euch, dass ihr in Frieden leben könnt.“ 

„Nichts kann uns trennen“, war das Motto der Tage in Frankfurt. Das Gebet füreinander verbindet uns mit unseren Partnern und Freunden in den Herkunftsgebieten unserer Vorfahren, die als Kinder selber die Schrecken des Krieges und seine Folgen erleben mussten. 

Dem Kirchenamt der EKD ist für die finanzielle Förderung unseres Gästeprogramms zu danken, Karl-Heinz Ulrich und Viktor Fritz vom Bessarabiendeutschen Verein für ihre Begleitung der Gäste und Victor Fritz zudem für seine unermüdliche Bereitschaft, als Übersetzer die Verständigung zu erleichtern.

Martin Herche

Friedensglocke am Oderufer in Frankfurt (Oder)

Ausstellungseröffnung

Begleitprogramm zur Ausstellung in der Friedenskirche