Prof. Dr. Rainer Bendel, Projektleiter der AKVO in der Diözese Rottenburg-Stuttgart, stellt ein neues Projekt zum Thema Meine Heimat – Deine Heimat – Unser Europa vor.
Gemeinsam mit Studierenden der Theologie auf Lehramt an Berufsschulen der Universität Stuttgart-Hohenheim, unter ihnen vor allem Barbara Sax, hat Prof. Dr. Brendel dieses Projekt entwickelt. Der Zeitraum des Projektes ist offen. Beteiligt haben sich bisher eine Schule aus Prievidza, Slowakei, eine Schule aus Budapest und eine Schule aus Sanktanna in Rumänien. Lebhaftes Interesse an dem Projekt hat auch eine Schule aus Burundi bekundet.
Barbara Sax stellt das Projekt vor: „Was bedeutet eigentlich Heimat? Wenn Sie diese Frage ihrem Gegenüber stellen, wird dieser sehr wahrscheinlich zunächst einmal etwas darüber nachdenken müssen, bevor Sie eine Antwort erhalten. Ganz gleich ob dieses Nachdenken kürzer oder etwas länger ausfällt, Ihr Gegenüber kann ihnen diese Frage mit Sicherheit beantworten. Fragen Sie nun eine weitere Person, wird sich die Situation wiederholen. Jedoch erhalten Sie eine andere Antwort als von der zuvor befragten Person. Dieses Frage-Antwort-Spiel können Sie so oft wiederholen wie sie möchten, Sie werden höchst wahrscheinlich nie eine genau gleiche Antwort zu hören bekommen. Möglicherweise werden Sie einen gewissen Konsens erkennen, wobei Heimat durch soziale, emotionale und räumliche Aspekte oftmals definiert wird. Exakte Definitionen werden nichtsdestotrotz wohl eher kaum vorkommen. Aus diesem kleinen Gedankenexperiment soll deutlich werden, dass jedes Individuum Heimat anders definiert. Dabei spielen der Verwendungskontext sowie die Persönlichkeit und die Position des Individuums eine entscheidende Rolle. Die Diversität des Heimatbegriffs macht deutlich, wie wertvoll und gleichzeitig überaus wichtig es ist, sich mit der eigenen Heimat und auch der Heimat seiner Mitmenschen auseinanderzusetzen. Indem man über die Heimat und deren Vergangenheit nachdenkt, lernt man zum einen einiges über sein Umfeld kennen, zum anderen ebenfalls viel über sich selbst. Was ist einem persönlich wichtig? Wo fühlt man sich wohl? Warum fühlt man sich dort wohl, oder warum nicht? Diese Fragen können einem helfen sich selbst besser kennenzulernen. Ein Austausch unter seinen Mitmenschen über deren Heimatdefinition wirkt horizonterweiternd und erleichtert einem, sein Gegenüber zu verstehen, zu achten und sich ein Stückweit in ihn hineinzuversetzen.
Das Projekt „Meine Heimat – deine Heimat – Unser Europa“ soll diese Vielfältigkeit der Heimat aufzeigen, Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede aufzeigen und Blickwinkel erweitern, um Toleranz und Gemeinschaft zu fördern. Das Konzept ist auf Schüler und Schülerinnen und Studierende ausgelegt, die ihre Heimat sowie deren Vergangenheit und die Heimat ihrer Mitmenschen genauer kennenlernen wollen.
Über die AKVO:
In der Arbeitsgemeinschaft katholischer Vertriebenenorganisationen schlossen sich in den 1960er Jahren die Ackermann-Gemeinde für die Katholiken aus Böhmen und Mähren, der Hilfsbund für die karpatendeutschen Katholiken, die Eichendorff-Gilde für die Schlesier und das Gerhardswerk für die Katholiken aus dem Südosten zusammen. 2016 wurde die Ermlandfamilie e.V. für die Katholiken aus Ostpreußen und 2017 das Heimatwerk schlesischer Katholiken e.V. in die AKVO aufgenommen. Die Eichendorff-Gilde als Vertretung der Schlesier existiert inzwischen nicht mehr. In enger Abstimmung mit dem VIV arbeitet das Institut für Kirchen- und Kulturgeschichte der Deutschen in Ostmittel- und Südosteuropa (IKKDOS).
Auf den Treffen der AKVO wurde die traditionelle diözesanweite Wallfahrt auf den Schönenberg bei Ellwangen vorbereitet, wurden sozialethische und sozialpolitische Fragen diskutiert, wurden die Anliegen der Vertriebenen mit Vertretern aus der Diözesanleitung besprochen.
Seit den 1970er Jahren, verstärkt nach 1989, knüpfen die Mitgliedsorganisationen Kontakte in die Herkunftsregionen, engagieren sich in der gemeinsamen Beschäftigung mit Kultur und Geschichte der Herkunftsregionen mit den heutigen Bewohnern dieser Gegenden und setzen sich für Austausch und Begegnungen ein.
Die AKVO unterstützt und fördert die vielfältigen Aktivitäten, die im Lauf der Jahre entstanden, koordiniert gemeinsame Veranstaltungen, unterstützt Publikationen und arbeitet ganz allgemein an der Weitergabe von Erfahrungen der Vertriebenen für die nachfolgenden Generationen, die Beschäftigung mit der Integration (vor allem der religiösen Dimension) der Vertriebenen und Aussiedler und der Kultur und Geschichte in unseren Nachbarländern im Osten und Südosten. Zudem beschäftigt sich die AKVO mit den Aufgaben der Friedensarbeit und der Völkerverständigung.